Die Blockchain-Technologie, ursprünglich durch Bitcoin populär geworden, bietet das Potenzial, die Finanzbranche nachhaltig zu transformieren. Ihre dezentrale und transparente Struktur macht Prozesse effizienter, sicherer und kostensparender.

Der Einsatz von Blockchain-Technologie in der Finanzbranche bietet zahlreiche Vorteile.
Viele Vermögensverwaltungen und Banken betrachten Bitcoin und andere Kryptowerte noch nicht als ernstzunehmende Investitionsobjekte. Sei es aufgrund des vermeintlich fehlenden intrinsischen Werts, der Volatilität oder des breiten Risikospektrums – die Mehrheit der klassischen Beraterinnen und Berater hält sich fern von dieser neuen Assetklasse. Wer jedoch die Technologie hinter dem Bitcoin, die Blockchain, ignoriert, läuft Gefahr, einen bedeutenden Trend zu verpassen.
Krypto-Assets zur Portfoliodiversifikation
Immer mehr traditionelle Anleger und klassische Fonds fügen ihren Portfolios Kryptowerte hinzu. Dies liegt einerseits am Performancepotenzial dieser Assets, andererseits ist es eine konsequente Anwendung der CAPM-Grundsätze. Diesen Grundsätzen zufolge verbessert sich das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios, wenn nicht korrelierte Assets hinzugefügt werden.
Mit einer Korrelation von unter 0,3 etwa für Ethereum im Vergleich zum S&P 500 ist diese Bedingung erfüllt. Wer hier anlegt, investiert in der Regel nicht direkt in Kryptowerte, sondern allokiert eine Quote von 2 bis 5 Prozent des Portfolios in ETPs. Das sind börsengehandelte Produkte, die den Wert eines Kryptowerts oder eines Baskets abbilden. Dieser Trend spiegelt das wachsende Vertrauen wider, das Kryptowerte in der etablierten Finanzwelt gewinnen.
Krypto als Alternative zur klassischen Kapitalanlage
Ein weiterer Trend, der weitgehend abseits der Bankfiliale stattfindet, sind Kryptowerte als Ersatz für klassische Anlagen. Die Zahl junger Menschen, die zwar ein Bankkonto besitzen, aber auf Sparpläne und Depots verzichten und ihr freies Vermögen überwiegend oder ausschließlich in Kryptowerte investieren, steigt stetig an.
Neben der Hoffnung auf hohe Renditen spielt oft auch die Möglichkeit, jederzeit und ohne Bank Anlageentscheidungen treffen und umsetzen zu können, eine entscheidende Rolle. Diese Anlegerinnen und Anleger benötigen keine ETPs und nutzen keine Dienstleister; sie erstellen selbst ihre Wallets und nutzen die sogenannte Eigenverwahrung. Wer schon zur Schulzeit mit Kryptowerten handelt, wird möglicherweise auch in höherem Alter nicht in Aktienfonds investieren.
Turbo für internationalen Zahlungsverkehr
Ferner werden Kryptowerte zunehmend beim internationalen Zahlungsverkehr genutzt. Hier kommen Stablecoins zum Einsatz – Kryptowerte mit minimalen Wertschwankungen, meist an den US-Dollar gekoppelt. Die Möglichkeit, Kryptowerte jederzeit und unabhängig von Bankarbeitszeiten weltweit innerhalb weniger Minuten zu übertragen, hat ihre Nutzung gefördert. Viele international tätige Unternehmen nutzen inzwischen die Option, grenzüberschreitende Zahlungsvorgänge rund um die Uhr abzuwickeln.
Tokenisierte Anlageprodukte als alternative Assets
Im Bereich alternativer Investments haben sich tokenisierte Anlageprodukte seit einigen Jahren etabliert. So lässt sich schnell und in kleinen Beträgen in alternative und exotische Vermögenswerte investieren. Beteiligungen an Immobilien, Kunst, Musikrechten, Oldtimern oder anderen Sammlerstücken werden immer häufiger im Tokenformat über spezialisierte Plattformen angeboten.
Diese Entwicklung ermöglicht einer breiteren Anlegerschicht den Zugang zu zuvor schwer zugänglichen Märkten und von deren Potenzial zu profitieren. Auch hier können Investierende am Wochenende durch einen kurzen Mausklick eine Investition tätigen, die auf der Blockchain innerhalb weniger Minuten auf ihren Wallets verbucht wird.
Lieferung ohne Verzögerung
Auch im Bereich der klassischen Wertpapiere gewinnt die Tokenisierung an Bedeutung. Anleihen, Aktien oder Fondsanteile werden nicht mehr als Globalurkunde auf Papier erzeugt, sondern als Eintrag auf einer Blockchain-basierten Datenbank. Diese digitalen Wertpapiere sind auf Grundlage des Gesetzes über elektronische Wertpapiere in Deutschland zulässig. Unlängst hat die KfW eine Anleihe mit einem Volumen von 100 Millionen Euro als elektronisches Wertpapier emittiert. Eine Übertragung solcher Wertpapiere ist sofort möglich und unterliegt nicht mehr der herkömmlichen Konvention „T+2“, nach der ein Wertpapier erst zwei Tage nach dem Erwerb geliefert werden muss.
Die Vorteile der digitalen Wertpapiere – Geschwindigkeit, Kosten und Transparenz – werden dazu führen, dass sie klassische Wertpapiere ablösen. Finanzdienstleister sollten sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen an die Abwicklung befassen.
Bedingte Cashflows durch DeFi
Ein weiterer Bereich, in dem die Blockchain-Technologie dem klassischen Finanzsektor Konkurrenz macht, ist die sogenannten Decentralized Finance (DeFi). Hier können Bedingungen und Verknüpfungen digital auf der Blockchain abgebildet werden. Durch Smart Contracts kann die Blockchain sicherstellen, dass eine Transaktion ausgelöst wird, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist.
So können etwa digitale Handelsplätze entstehen, die Tauschgeschäfte automatisiert abwickeln oder wie digitale Derivate funktionieren. Selbst besicherte Kredite, bei denen die Sicherheit automatisiert verwertet wird, sind auf diesem Weg möglich. Hier entsteht eine völlig neue Welt digitaler Finanzprodukte, die ohne Banken, Kontrahentenrisiken und ohne menschliche Fehlfunktionen ablaufen werden.
Ausblick für die Finanzbranche
Durch schnellere, sicherere und transparentere Transaktionen, die Automatisierung von Vorgängen und neue Angebote wird die Blockchain die Finanzbranche tiefgreifend verändern. Der Weg dahin ist noch mit regulatorischen Unsicherheiten, technologischer Komplexität und Skalierbarkeitsproblemen verbunden. Zudem müssen Finanzinstitutionen ebenso wie Nutzerinnen und Nutzer erst Vertrauen in diese neue Technologie gewinnen.
Der Beitrag ist Teil des Jahrbuchs 2024/25 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier direkt herunterladen.