Nachhaltigkeit ist im Finanzsektor längst kein Randthema mehr – doch halten Banken mit den Erwartungen der Kunden Schritt? Eine Studie zeigt, wie wichtig Umwelt- und Sozialaspekte für Verbraucher sind und warum mangelnde Transparenz riskant ist.

Nachhaltigkeit wird für Finanzinstitute zu einem Wettbewerbsvorteil.
Deutsche Bankkunden legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung bei Finanzinstituten. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Informationsdienstleisters CRIF hervor, die Verbraucher aus den USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und dem Vereinigten Königreich repräsentativ befragt hat. Ziel der Untersuchung war es, die Einstellungen und Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Nachhaltigkeit, Transparenz und ethische Standards im Finanzsektor zu analysieren. Die Befragten gaben an, inwieweit Umwelt- und Sozialkriterien ihre Wahl eines Finanzinstituts beeinflusst.
ESG-Engagement als Wettbewerbsvorteil
Die Studienergebnisse zeigen, dass das ESG-Engagement der Finanzdienstleister zunehmend als Wettbewerbsvorteil wahrgenommen wird. Deutsche Verbraucher achten verstärkt auf die Nachhaltigkeitsstrategie ihrer Banken und Versicherer und sind bereit, Anbieter zu wechseln, wenn diese nicht glaubhaft auf Umwelt- und soziale Aspekte eingehen. Finanzinstitute, die diesen Erwartungen gerecht werden, können nicht nur die Kundenbindung stärken, sondern auch die Abwanderung von Kunden reduzieren und nachhaltig orientierte Zielgruppen gewinnen.
Mehr als die Hälfte der deutschen Verbraucher (54 Prozent) wünscht sich nachhaltige Finanzprodukte, während 52 Prozent Wert auf ein soziales Engagement der Anbieter legen. Zudem erwägen 44 Prozent einen Wechsel zu einem Finanzdienstleister, der sich aktiv für den Umweltschutz einsetzt. Sechs Prozent haben diesen Schritt bereits vollzogen, da ihr bisheriger Anbieter nicht genügend Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt hat.
Internationale Unterschiede und Generationenwandel
Auch in anderen Ländern ist die Wechselbereitschaft aufgrund von Nachhaltigkeitsaspekten hoch. In Italien geben 63 Prozent der Verbraucher an, sich für einen umweltfreundlicheren Finanzdienstleister zu entscheiden, in Frankreich sind es 46 Prozent.
Insbesondere jüngere Konsumenten legen verstärkt Wert auf ökologische und ethische Standards. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen betrachten 56 Prozent Umweltaspekte als wesentlich bei der Wahl eines Finanzdienstleisters, während dies in der Gruppe der über 55-Jährigen nur 44 Prozent tun.
Darüber hinaus zeigt sich ein deutlicher Generationenunterschied in Europa: Während 58 Prozent der 18- bis 24-Jährigen bereit sind, mehr persönliche Daten zu teilen, um Umweltinitiativen zu unterstützen, sind es bei den über 55-Jährigen lediglich 35 Prozent.
Soziale Verantwortung und Transparenz als Schüsselfaktoren
Neben Umweltaspekten sind für deutsche Verbraucher auch soziale Verantwortung, Offenheit und ethische Standards der Institute von großer Bedeutung. 52 Prozent der Befragten in Deutschland sind eher geneigt, Dienstleistungen von Unternehmen in Anspruch zu nehmen, die sich sozial engagieren. Auch Transparenz ist ein entscheidender Faktor: 62 Prozent bevorzugen Finanzdienstleister, die offenlegen, wie sie ihre Geschäfte führen. International liegt dieser Wert sogar bei 71 Prozent.
Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Finanzprodukten hat in Deutschland wie weltweit stark zugenommen. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) wünscht sich von ihrer Bank oder Versicherung „grüne“ Dienstleistungen wie klimafreundliche Versicherungsprodukte. Zudem möchten 51 Prozent der deutschen Verbraucher, dass ihre Anbieter eigene umweltschädliche Aktivitäten kompensieren. 45 Prozent legen Wert auf Beratung, wie sie ihre eigenen Ausgaben nachhaltiger gestalten können.
Erwartungen vs. Realität: Eine Lücke im Finanzsektor
Trotz der steigenden Nachfrage hat der Finanzsektor die Erwartungen an ethische und nachhaltige Produkte noch nicht vollständig erfüllt. Es gibt eine deutliche Diskrepanz zwischen den Wünschen der Verbraucher und dem aktuellen Angebot der Finanzinstitute. Zudem mangelt es an klarer Kommunikation über ESG-Initiativen. Lediglich 13 Prozent der deutschen Verbraucher haben die Umweltinitiativen ihres Finanzdienstleisters bewusst wahrgenommen.
Das Versäumnis, Umweltmaßnahmen klar zu kommunizieren, birgt Risiken für die Kundenbindung und das Markenimage. Besonders jüngere Generationen zeigen eine hohe Bereitschaft, Anbieter zu wechseln, wenn diese nicht ihren Umweltstandards entsprechen. Die Finanzbranche hat hier die Chance, durch gezielte ESG-Strategien und transparente Kommunikation das Vertrauen der jungen Kundschaft zu gewinnen.
Verbraucher werden selbst aktiv
Nicht nur von Unternehmen wird Nachhaltigkeit gefordert – auch Verbraucher handeln zunehmend selbst umweltbewusst. 76 Prozent der Befragten weltweit haben im vergangenen Jahr Maßnahmen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks ergriffen. Besonders hoch ist dieser Anteil in Frankreich (87 Prozent) und Italien (86 Prozent). In den USA liegt der Wert bei 70 Prozent, im Vereinigten Königreich bei 63 Prozent.
In Deutschland engagieren sich 80 Prozent der Verbraucher aktiv gegen den Klimawandel. 37 Prozent sparen Wasser durch weniger Duschen, 30 Prozent reduzieren ihren Fleisch- und Milchkonsum. 27 Prozent nutzen verstärkt das Fahrrad anstelle des Autos, während 23 Prozent ihre Flugreisen eingeschränkt haben. Jeder zehnte Befragte hat seine Ernährung sogar komplett auf vegetarisch oder vegan umgestellt.
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