#Banking2035: 6 strategische Stellschrauben für das Asset Management

Vom Produktvertrieb zur Plattformökonomie

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Das Asset Management steht über die kommenden 10 Jahre vor einem epochalen Umbruch. Wer zukünftig bestehen will, muss Geschäftsmodelle, Technologieplattformen und Kundenzugang grundlegend neu ausrichten. Jetzt ist die Zeit für eine radikale Transformation.

Grundlegender Wandel im Asset Management

Warum Asset Manager sich radikal transformieren müssen.

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Die Asset-Management-Branche steht vor dem vielleicht tiefgreifendsten Wandel ihrer Geschichte. Bis 2035 werden sich nicht nur Marktstrukturen und Geschäftsmodelle fundamental verändern, sondern auch Kundenanforderungen, Wettbewerbsbedingungen und regulatorische Rahmenbedingungen erheblich verschieben.

Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die Digitalisierung. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Big Data Analytics und Blockchain schaffen völlig neue Möglichkeiten, Investmententscheidungen effizienter, schneller und transparenter zu gestalten und abzuwickeln sowie das zunehmend technikaffinere Klientel mit passgenauen Investmentlösungen zu adressieren.

Gleichzeitig bleiben die Asset Manager weiterhin unter Druck. Margen sinken seit geraumer Zeit kontinuierlich, während die Anforderungen an Transparenz und Reporting steigen. Um in zehn Jahren noch erfolgreich am Markt zu agieren, müssen Asset Manager daher heute damit beginnen, ihre Organisationen radikal neu auszurichten.

Marktstruktur 2035: Polarisierung und Spezialisierung

Unsere Analysen zeigen: Der Asset-Management-Markt wird bis 2035 von drei wesentlichen Geschäftsmodellen dominiert sein.

3 Marktmodelle für das Asset Management im Jahr 2035

3 Marktmodelle zur strategischen Positionierung für das Asset Management im Jahr 2035.

Globale Plattformführer

Diese Anbieter sind durch eine umfassende technologische Infrastruktur, starke Marke und globale Reichweite geprägt. Unternehmen wie BlackRock oder Amundi werden ihre Marktstellung durch technologische Kompetenz, Skalierbarkeit und starken Kundenzugang weiter ausbauen.

Fokussierte Spezialisten

Hierunter fallen insbesondere ESG-Experten, Anbieter im Bereich Impact Investing und spezialisierte Private-Markets-Player. Diese Akteure überzeugen durch hohe Glaubwürdigkeit, spezifisches Fachwissen und exzellente Performance in klar abgegrenzten Nischen.

Technologische Infrastrukturprovider

Dazu gehören Anbieter wie Aladdin, SimCorp oder FNZ, die anderen Marktteilnehmern technische und regulatorische Lösungen bereitstellen und dabei auf Skaleneffekte setzen.

Klassische Fondsanbieter ohne klare strategische Differenzierung werden zunehmend Schwierigkeiten haben, sich in diesem Marktumfeld zu behaupten. Eine frühzeitige, klare Positionierung ist daher essenziell.

Die strategischen Stellschrauben bis 2035

Für Asset Manager ergeben sich die folgenden strategischen Stellschrauben:

1. Technologische Neuausrichtung

Asset Manager müssen umfassend in die Modernisierung ihrer IT investieren. Cloudbasierte Lösungen ermöglichen Skalierbarkeit und Flexibilität, während offene API-Architekturen die Integration externer Partner und Datenquellen erleichtern. KI-gestützte Systeme werden unerlässlich, um große Datenmengen effizient zu analysieren und Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Technologie-Know-how entwickelt sich zur Kernkompetenz im Wettbewerb. Ein konsequenter Aufbau interner Technologieexpertise sowie gezielte Partnerschaften mit Fintechs und Tech-Giganten können die Innovationsfähigkeit nachhaltig stärken.

2. Kundenschnittstelle sichern

Künftig entscheidet der Besitz der digitalen Kundenschnittstelle maßgeblich über den Erfolg. Asset Manager müssen deshalb eigene Plattformen aufbauen oder strategische Partnerschaften mit etablierten digitalen Ökosystemen eingehen. Direkte Kundenzugänge ermöglichen eine bessere Kundenerfahrung, personalisierte Angebote und letztlich eine höhere Kundenbindung und Cross-Selling-Potenziale. Die Entwicklung einer starken digitalen Marke und eine umfassende Datenanalytik sind entscheidend, um die Kundenschnittstelle langfristig zu sichern.

3. Produktinnovation und Modularisierung

Traditionelle statische Fondsstrukturen haben ausgedient. Gefragt sind modularisierte, individuell anpassbare Produktlösungen, die sich in Echtzeit an die Lebenssituationen und Bedürfnisse der Kunden anpassen. Innovative Produktgestaltung mit hohem Individualisierungsgrad wird entscheidend sein, um Kunden langfristig zu binden und die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Ein flexibles Produktmanagement, agile Entwicklungsprozesse und der kontinuierliche Einsatz von Kundendaten zur Produktoptimierung sind hier von zentraler Bedeutung.

4. Agile und digitalfähige Organisationen schaffen

Um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können, müssen Asset Manager ihre Organisationsstrukturen fundamental verändern. Agilität, Innovationskultur und crossfunktionale Teams, die Technologie- und Investmentexpertise vereinen, werden essenziell. Mitarbeiter müssen umfassend in digitalen Kompetenzen geschult und kontinuierlich weitergebildet werden. Darüber hinaus sollten Asset Manager eine offene Innovationskultur etablieren, in der Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ansätze auszuprobieren und aus Fehlern schnell zu lernen.

5. Operative Exzellenz und Kosteneffizienz steigern

Durch umfassende Hyperautomation und KI-basierte Prozesssteuerung können erhebliche Effizienzsteigerungen erzielt werden. Standardisierte Prozesse und die Nutzung externer Dienstleister oder Nearshoring-Angebote helfen, Kosten zu senken und Ressourcen für strategische Investitionen freizusetzen. Die kontinuierliche Verbesserung operativer Abläufe und ein systematisches Benchmarking der Prozesseffizienz gegenüber Wettbewerbern sollten fester Bestandteil der strategischen Agenda sein.

6. Regulatorik proaktiv gestalten

Die zunehmende Regulierungsdichte erfordert eine proaktive Herangehensweise. Asset Manager, die regulatorische Veränderungen frühzeitig antizipieren und gestalten, können diese als Wettbewerbsvorteil nutzen. Compliance-Systeme müssen agil, datenbasiert und adaptiv gestaltet werden, um regulatorischen Anforderungen effektiv zu begegnen. Dienstleister bieten inzwischen Services an, die bereits früh auf Gesetzgebungs- und regulatorisch getriebene Initiativen aufmerksam machen und den Impact auf Geschäftsmodelle und Prozesse abschätzen. Darüber hinaus sind ein regelmäßiger Dialog mit Regulierungsbehörden sowie eine frühzeitige Einbindung in regulatorische Konsultationsprozesse besonders zielführend.

Asset Manager müssen jetzt die Weichen für die Zukunft stellen

Asset Manager stehen vor einer entscheidenden Dekade. Nur wer heute konsequent und proaktiv die strategischen Stellschrauben bedient, wird 2035 erfolgreich sein und den Markt aktiv gestalten können. Der Zeitpunkt für radikales und entschlossenes Handeln ist jetzt gekommen.


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    Über den Autor

    Dr. Carsten Wittrock

    Dr. Carsten Wittrock ist Partner bei zeb und zuständig für Asset- und Wealth-Management sowie Private Banking. Der Bankkaufmann und Betriebswirt ist Autor zahlreicher Beiträge zum Thema Asset Management.

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