Banken zwischen neuer Gestalterrolle und wirtschaftlicher Unsicherheit

Potentiale des deutschen Bankenmarktes im Jahr 2025

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In 2025 wird KI eine noch zentralere Rolle bei der direkten Kundeninteraktion und komplexen Risikobewertungen spielen. Gleichzeitig müssen Banken mehr in IT- und Cybersicherheit investieren, um ihre digitale Resilienz zu stärken und sich im Wettbewerb zu behaupten.

Ausblick auf die Perspektiven im Direct Banking im Jahr 2025

Direct Banking im Jahr 2025.

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Wenn ich aus meinem Büro im Herzen Berlins auf das Jahr 2025 blicke, sehe ich eine Finanzbranche, die sich im Spannungsfeld zwischen Regulierung, politischen Verwerfungen, fortschreitender Digitalisierung und sich weiterhin verändernden Kundenbedürfnissen bewegt.

Dabei wandeln sich bisherige politische und wirtschaftliche Konstanten in unbekannte Variablen, was bei vielen Menschen nachvollziehbare Ungewissheit auslöst. Wie kann u. a. der Wirtschaftsstandort Deutschland künftig global im branchenübergreifenden Wettbewerb bestehen, driften wir als Gesellschaft bei unseren Werten auseinander und wie wirkt sich das alles auf unsere berufliche und finanzielle Existenz aus?

Banken kommt dahingehend eine völlig neue Verantwortung zu – sie müssen gegenüber ihren Kunden eine Konstante in einer dynamischen Umwelt bleiben und zugleich eine umfassende digitale und nachhaltige Transformation in ihren Wertschöpfungsketten stemmen. Darin steckt jedoch die Chance, Banking als weniger bürokratisch, intuitiv und vor allem fortschrittlich zu etablieren. Denn Innovation und Stabilität schließen sich nicht aus und sollten im Jahr 2025 mehr denn je ein verbindendes Mantra für Banken sein, die den den Anschluss nicht verlieren wollen.

Aus meiner Perspektive werden die folgenden drei Themen in diesem Jahr weiter an Relevanz am Finanzmarkt gewinnen:

  • Künstliche Intelligenz,
  • Nachhaltigkeit sowie
  • Cybersecurity und digitale Resilienz.

Künstliche Intelligenz schafft neue Möglichkeiten (nicht nur) in der Kundeninteraktion

Künstliche Intelligenz ist längst im Banking angekommen und wird auch für die Kunden immer sichtbarer in der Interaktion mit ihrer Bank werden. 2025 werden Banken durch GenAI noch mehr in der Lage sein, Produkte und Dienstleistungen so individuell anzubieten, wie es früher undenkbar war. Die DKB hat dahingehend einen in der Branche führenden GenAI KI-Support für Kundenanfragen entwickelt, der seit Kurzem nach einer Pilotphase allen bestehenden und pot. Kunden zur Verfügung steht Die KI kennt auf Basis datenschutzrechtlicher Anforderungen die persönlichen Finanzprodukte per Schnittstelle. Damit wird ein nahtloses und interaktives Kundenerlebnis geschaffen, welches sich von üblichen “ChatBots” stark unterscheidet. Die Fähigkeit des KI-Support, sensitiv und mit fundiertem Fachwissen zu reagieren, gibt unseren Kunden das Gefühl, gehört und verstanden zu werden, auch wenn sie mit einer Maschine interagieren. Damit können repetitive Anfragen schnell und 24/7 beantwortet werden und es bleibt mehr Zeit für die Bearbeitung von komplexen Anliegen durch den Kundenservice.

Der KI-Support greift überwiegend auf bestehende Wissensbausteine zurück und ist mit diesen gezielt verbunden. Die Voraussetzung dafür ist eine interne Wissensplattform mit allen Informationen, die auch die realen Kundenbetreuer aktuell in ihrem Arbeitsalltag nutzen. Angereichert ist das Wissen des KI-Supports durch unsere FAQs, Website-Daten und bestehende Textbausteine.

Die KI merkt zudem, ab wann sie dem Kunden nicht mehr helfen kann und entscheidet, welche weiterführenden Lösungs- oder Kontaktmöglichkeiten sie anbieten kann. Damit bündelt die KI nicht nur Informationen und stellt sie dem Nutzer zur Verfügung, sondern begleitet ihn in den nächsten Schritt. Ob das ein telefonischer Kontakt im Kundenservice ist, die Nutzung eines Self-Services oder der Link zu einem spezifischen Formular, entscheidet der KI-Support fallabhängig und selbstständig. Damit steigt auch die Qualität in der Beantwortung von Fragen.

Einhergehend verändern sich auch die Berufsbilder in den Banken massiv und damit die künftigen Anforderungen an Stellenprofile. Um diese Transformation zu bewältigen, sollten Banken nicht nur in neue Technologie, sondern auch in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Die DKB bietet ihren Beschäftigen Upskilling in Technologiethemen an – ein Beispiel sind Coding-Workshops.

Die Basis für den Einsatz von KI bildet die nationale Umsetzung des EU AI Acts. Die Banken brauchen eine klare KI-Governance und damit verbundene ethische Richtlinien im Umgang mit dieser. Um den Mehrwert bzw. Wirksamkeit von KI strukturiert anhand der Unternehmensziele zu messen, wird eine KI-Strategie als integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie unumgänglich sein. Eine zügige Umsetzung der Verordnung in deutsches Recht, die vorhandene Strukturen nutzt und unnötige zusätzliche Bürokratie vermeidet, ist daher wünschenswert.

Nachhaltigkeit wird zum strategischen Wettbewerbsfaktor und braucht klare Datenstandards

Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten zwei Jahren im Retail-Geschäft temporär an Bedeutung verloren. Die Zinswende führte zu einem höheren Fokus auf Spar- und Renditeprodukte und verdrängte dadurch den Fokus auf das Thema nachhaltige Geldanlage. Die Regulatorik für Green Finance rückte zugleich für die Banken noch stärker in den Vordergrund – und hier vor allem die Erfüllung der EU-Offenlegungsverordnung(en) und die Integration von Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung (durch die Berichtspflichten aus der CSRD).

Im Jahr 2025 werden ESG-Kriterien nicht nur regulatorisch verpflichtender, sondern noch mehr zum zentralen Entscheidungsfaktor für Investoren und Kunden. Banken müssen nicht nur ihre internen Prozesse und Angebote anpassen, sondern auch aktiv zur Finanzierung einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen. Dies stärkt die Transparenz und Sichtbarkeit von Sustainable Finance und schafft mittelfristig eine bessere Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsstandards zwischen den Banken. Die DKB hat im Jahr 2024 ihre ESG-Steuerung im Kreditbuch nochmals verbessert.

Zugleich wird KI in der Bewertung nachhaltiger Finanzierungsprojekte und damit verbundener Risikoeinschätzungen eine zentralere Rolle spielen. Die Herausforderung im Jahr 2025 wird es sein, die dafür notwendige Datenqualität zu erlangen und auf politischer Seite die z.T. sehr fragmentierte Datenlandschaft in den Branchen in Deutschland zu modernisieren. Banken werden künftig deutlich datenbasiertere und automatisierte Kreditentscheidungen treffen. Die Komplexität in der Bewertung von ökonomischen und ökologischen Risiken steigt.  Eine umfangreiche Datenbasis verbessert die Risikobewertung für ESG-konforme Kredite und verringert Risiken bei der Bank und den Kunden.

Das Potential für Banken in der nachhaltigen Kreditvergabe bleibt groß: Auf dem Weg zur Klimaneutralität werden massive Investitionen erforderlich sein, etwa bei kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmen aus den Bereichen Strom, Wärme, (Ab-)Wasser.

Cybersecurity und digitale Resilienz

Mit der zunehmenden Vernetzung steigt auch die Gefahr von Cyberangriffen. Banken stehen vor der Herausforderung, Kunden- und Unternehmensdaten nicht nur zu schützen, sondern Vertrauen in die digitale Transformation und damit verbundene neue Prozesse oder gar Geschäftsmodelle zu schaffen. Digitale Resilienz – die Fähigkeit, schnell auf Bedrohungen zu reagieren und den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten – wird noch mehr ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und Investitionsfaktor. Das Thema digitale Sicherheit muss parallel mit dem Wachstum der digitalen Infrastruktur erfolgen. Investitionen in IT und damit verbundene Cybersecurity werden im Jahr 2025 steigen und folglich auch der Bedarf an IT-Fachkräften.

Der Digital Operational Resilience Act (DORA) – im Kern neue EU-Vorgaben zur Sicherstellung digitaler Resilienz, setzen ab diesem Jahr zudem neue Standards und sind wesentlich für einheitlichere Sicherheitsanforderungen. Dies bringt für die Banken in der Umsetzung auch einen höheren Personalaufwand und Kosten mit sich. Schätzungen und Berichte aus der Branche deuten darauf hin, dass die Umsetzung von DORA für große Banken Millionen Euro kosten könnte, insbesondere aufgrund der IT-Investitionen und der Notwendigkeit zur Anpassung an neue Compliance-Vorgaben. Allein beim Anstieg der Personalkosten geht die Branche von 10-20 Prozent aus. Kleinere Banken könnten weniger hohe, aber dennoch signifikante Kosten haben.

Einhergehend erhöhen sich die Anforderungen im Auslagerungsmanagement mit Blick auf die eigenen Dienstleister deutlich, um diese im Kontext der DORA-Richtlinien zu zertifizieren. Hier wird ggf. eine stärkere Konsolidierung stattfinden.

Markt- und Wettbewerbssituation bleibt 2025 sehr anspruchsvoll

Der Wettbewerb um den Kunden wird härter – nicht nur unter Banken, sondern auch mit Technologieunternehmen, die Bankdienstleistungen als Teil ihrer Plattformen anbieten. Neue Player wie Revolut oder JP Morgan Chase drängen auf den deutschen Markt und werden signifikant am Kundenstamm etablierter Banken kratzen. Ein Beispiel für eine hohe Marktdurchdringung von Neobanken ist Großbritannien. Monzo, Revolut und Starling Bank gehören zu den Marktführern im britischen Neo-Banking-Sektor. Sie haben massiv Kunden gewonnen, Monzo allein liegt bereits bei 10 Millionen. Diese Banken haben stark in die Erweiterung ihrer Dienstleistungen und die Verbesserung ihrer digitalen Plattformen investiert. Revolut ist ebenfalls eine der größten Neo-Banken und hat nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit mit 50 Millionen eine beeindruckende Kundenzahl.

Der deutsche Markt ist weiterhin verlockend für ausländische Neobanken oder auch etablierte Großbanken. Umso wichtiger ist es für die deutschen Banken weiterhin stark in die digitale User-Experience zu investieren und das weltweite Wachstum von Neo-Banken nicht zu unterschätzen.

Ein weiterer Treiber der Veränderung ist eine moderne Regulierung. Diese wird 2025 zunehmend darauf abzielen, Innovation und Wettbewerb zu fördern, ohne die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden. Gleichzeitig entstehen durch die EU-Initiativen zur digitalen Identität und den Ausbau von Instant Payments neue Standards, die Banken sowohl als Herausforderung als auch als Chance begreifen sollten. Umso wichtiger ist es, mit Blick auf die kürzliche Bundestagswahl, dass wir in Deutschland eine demokratische, weltoffene Regierung haben, die sich den Herausforderungen dieser Zeit stellt und die Finanzindustrie als Mitgestalter und Beschleuniger für die Bewältigung einer anhaltenden Rezession der Wirtschaft versteht.

Gemeinsam zuversichtlich in die Zukunft schauen – als Branche, Unternehmer und Kunde

Das Jahr 2025 wird uns alle wieder herausfordern – und die Bankenbranche wird sich weiter transformieren. Das braucht Zuversicht und keine Schwarzmalerei oder den alleinigen Fingerzeig auf die Politik. Bei all den technologischen und regulatorischen Veränderungen bleibt eines bestehen: Der Erfolg wird daran gemessen, wie gut wir die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen. Wer mutig genug ist, neue Wege zu gehen, Partnerschaften einzugehen und Innovationen voranzutreiben, wird nicht nur bestehen, sondern die Zukunft auch aktiv mitgestalten.


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    Über den Autor

    Dr. Sven Deglow

    Dr. Sven Deglow ist Vorstandsvorsitzender der DKB. Zuvor war er Co-CEO der BNP Paribas Personal Investors und Vorstand der Comdirect Bank. Seine Karriere begann der promovierte Volkswirt 1997 mit Stationen bei der LBS-Ostdeutsche-Landesbausparkasse, Arcor und McKinsey.

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