Einem langen Trend folgend, können die Banken den Umsatzanteil mit neuen Produkten steigern und liegen nun über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft. Ein wichtiger Treiber dieses Trends ist die zunehmend datengestützte Produktentwicklung im Bankensektor.

Der Branchenreport Innovation für die Branche Banken des ZEW stellt die Innovationsleistung der Branche dar.
Im Jahr 2024 stieg nach einem Rückgang im Vorjahr der Anteil der Produktinnovatoren im Bankensektor wieder an und liegt mit 14 Prozent nun über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch die zunehmende Digitalisierung und den Einsatz von KI-Technologien und Big Data ermöglicht, die oftmals Grundlage für neue Produkte im Bankensektor sind.
Eine Analyse der Datennutzungsstrategien unterstreicht die Bedeutung datengetriebener Strategien im Bankensektor. Während 57 Prozent der Banken über Mitarbeiter verfügen, die sich primär mit der Erfassung und Analyse von Daten beschäftigen, sind es nur 13 Prozent in der gesamten Wirtschaft. 31 Prozent der Banken nutzen Big Data, gegenüber 6 Prozent im deutschen Durchschnitt. Ferner zeigt sich, dass die Banken diese Methoden in deutlich stärkerem Maße im Kontext der Produkterstellung sowie für Produktinnovationen nutzen.
Umsatzanteil mit neuen Produkten steigt wieder deutlich
Die Deutsche Innovationserhebung ist eine im Auftrag des BMBF vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) jährlich durchgeführte, repräsentative Umfrage der deutschen Unternehmen zu ihren Innovationsaktivitäten.
Die Ergebnisse der diesjährigen Befragung aus dem Jahr 2024 (Bezugsjahr 2023) zeigen, dass nach starken Rückgängen im Vorjahr sich der Anteil der Produktinnovatoren wieder erholt hat. Damit scheint der Bankensektor wieder auf den seit über 10 Jahren anhaltenden Trend der Ausweitung der produktbezogenen Innovationsaktivitäten zurückgefunden zu haben. So betrug der Umsatzanteil mit neuen Produkten im Bankensektor im Jahr 2012 nur 6 Prozent. Dieser Anteil lag etwa bei der Hälfte des Durchschnitts der deutschen Wirtschaft insgesamt. Im aktuellen Berichtszeitraum lag dieser Wert bei über 14 Prozent.
Ein maßgeblicher Treiber dürfte die zunehmende Digitalisierung im Bankensektor sein. Diese hat eine Vielzahl neuer Produkte und Prozesse im Bankensektor ermöglicht und hat zuletzt durch die Fortschritte bei KI-Technologien und Big-Data-Nutzung noch mal zusätzlichen Auftrieb erhalten. Ein Grund, die Datennutzung im Bankensektor einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nach einem zwischenzeitlichen Einbruch im Vorjahr steigt der Umsatzanteil mit neuen Produkten in Banken wieder deutlich an. Damit liegt der Bankensektor wieder über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft
Banken stark bei datengestützten Produktinnovationen
Die Auswertung der Unternehmensangaben zur Datennutzung aus der Innovationserhebung 2024 zeigt deutliche Unterschiede des Bankensektors im Vergleich zur deutschen Wirtschaft im Durchschnitt auf.
Zwar geben Unternehmen im Bankensektor mit 26 Prozent gleichhäufig an, Beschäftigte mit spezifischen Kenntnissen im Bereich Datenmanagement zu beschäftigen, allerdings unterscheiden sich sowohl der Intensitätsgrad als auch die Art der Nutzung deutlich. Wenn man die Beschäftigten betrachtet, wird dies klar: 57 Prozent der Banken gaben an, Beschäftigte zu haben, die hauptsächlich für die Erfassung und Analyse von Daten zuständig sind. Nur 13 Prozent der Unternehmen in der gesamten deutschen Wirtschaft gaben dies an. Dies verdeutlicht, dass Banken eine viel stärkere Fokussierung auf Datenanalytik haben.
Wichtige Rolle von Big Data und KI
Eine besondere Rolle spielen dabei Big Data und Künstliche Intelligenz. Die Analyse von großen, unstrukturierten Datensätzen wird von 31 Prozent der Banken durchgeführt, während nur 6 Prozent der deutschen Wirtschaft dies tun. Im Hinblick auf den Einsatz künstlicher Intelligenz setzen 20 Prozent der Banken KI-Methoden ein, was im Vergleich zu nur 13 Prozent der deutschen Unternehmen einen leichten Vorteil für den Bankensektor darstellt.
Bei der Erfassung und Analyse von Echtzeitdaten geben 35 Prozent der Banken an, dies zu tun, während nur 25 Prozent der deutschen Wirtschaft dies umsetzen. Zusammenfassend spielt im Bankensektor Datenanalyse gerade unter der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Big Data als deutlich überdurchschnittliche Rolle.
Bei Datenanalyse und KI-Nutzung liegen die Banken deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft.
Ziele der Datenanalyse in Banken
Interessante Unterschiede zeigen sich aber nicht nur bei der Art und der Intensität der Nutzung, sondern auch bei den Einsatzzielen. So zeigen die Angaben aus der Innovationserhebung, dass Datenanalysen im Bankensektor insbesondere in Bereichen eingesetzt werden, die in enger Verbindung zur Produktentwicklung und ‑erstellung stellen.
So gaben 34 Prozent der Unternehmen im Bankensektor an, Daten für die Analyse von Kundenbedürfnissen und der Entwicklung von Marketingstrategien zu nutzen, während nur 16 Prozent der Unternehmen in der deutschen Wirtschaft dies tun. Dies zeigt, dass Banken stärker auf datenbasierte Marketingansätze setzen. Gleichzeitig nutzen 41 Prozent der Banken zur Erstellung von Kundenangeboten, verglichen mit 25 Prozent der deutschen Unternehmen.
Die Ansprache neuer Kundengruppen ist ebenfalls ein Bereich, in dem Banken mit 32 Prozent besser abschneiden als die deutsche Wirtschaft im Durchschnitt mit 25 Prozent. Nicht zuletzt steht der Bankensektor bei der Einführung datenbasierter Produkte mit 9 Prozent signifikant deutlich vor der deutschen Wirtschaft, in der mit 1 Prozent diese Form der Datennutzung nahezu keine Rolle spielt.
Dies steht im Gegensatz zur Nutzung von Daten zur Effizienzverbesserung, die bei den Banken nicht im Fokus steht. 27 Prozent der Unternehmen im Bankensektor nutzen Daten für die effizientere Gestaltung von Geschäftsprozessen. Dieser Anteil ist zwar gewichtig, im Vergleich zur deutschen Wirtschaft aber unterdurchschnittlich (37 Prozent).
Im Bankensektor werden Daten für Produktinnovation und -erstellung genutzt. Effizienzverbesserungen liegen nicht im Fokus
Ausrichtung des Bankensektors auf datengestützte Innovationen
Das Fazit der Deutschen Innovationserhebung 2024 zeigt, dass der Bankensektor beim Umsatzanteil mit neuen Produkten eine deutliche Erholung verzeichnet. Dieser Anteil liegt einem langen Aufholtrend folgend nun über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft. Eine Analyse der Datennutzungsstrategien deuten darauf hin, dass ein wesentlicher Treiber die datenbasierte Produkterstellung ist, die durch die zunehmende Digitalisierung sowie Big Data und KI-Methoden ermöglicht wird. Hier schneiden die Banken signifikant besser als der Rest der Wirtschaft ab.
Während Banken Daten primär zur Entwicklung von Produkten und zur Identifikation von Kundenbedürfnissen nutzen, bleibt die Effizienzsteigerung für sie eher im Hintergrund. Dies verdeutlicht die strategische Ausrichtung des Bankensektors auf datengestützte Innovationen, die durch Fortschritte in der Digitalisierung und der Datenverarbeitung vorangetrieben werden.
Dr. Christian Rammer
Dr. Christian Rammer ist Koautor des Beitrags. Der Regionalwissenschaftler ist stellvertretender Leiter des Forschungsbereichs Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik im Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und leitet die Deutsche Innovationserhebung. Seine Forschungsschwerpunkte sind Innovationsprozesse in Unternehmen, Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie Konzeption und Evaluation innovationspolitischer Instrumente.