Die DWS, Galaxy Digital und Flow Traders gründen AllUnity, einen neuen Euro-Stablecoin zur Förderung der On-Chain-Wirtschaft. Dieser regulierte Stablecoin soll eine vertrauenswürdige Alternative im globalen US-Dollar-dominierten Stablecoin-Markt bieten.

AllUnity soll einen neuen regulierten Stablecoin als vertrauenswürdige Alternative im globalen US-Dollar-dominierten Stablecoin-Markt bieten.
Eine der Kernüberzeugungen der DWS im Bereich digitaler Vermögenswerte ist, dass wesentliche Teile der Finanzwirtschaft künftig tokenisiert werden. Dies wird zu einer grundlegenden Veränderung der Finanzmarktinfrastruktur führen. Um auch in dieser sich wandelnden Landschaft eine führende Rolle einzunehmen, erweitert die DWS seit 2022 ihr Geschäft um Produkte und Dienstleistungen für die tokenisierte Wirtschaft. Im März dieses Jahres wurden Bitcoin- und Ethereum-Exchange-Traded-Certificates (ETCs) eingeführt. Nun arbeitet die DWS daran, neue Dienstleistungen anzubieten – insbesondere die Unterstützung bei der Emission und dem Reservemanagement von Stablecoins.
Vollständig regulierter Euro-Stablecoin
Vor diesem Hintergrund und nach Einführung der Markets-in-Crypto-Assets-Regulierung (MiCAR), die einen einheitlichen Rechtsrahmen für Stablecoins in der EU schafft, hat die DWS das Joint Venture (JV) „AllUnity“ gegründet. Gemeinsam mit den JV-Partnern Galaxy Digital, einem führenden US-Unternehmen für digitale Vermögenswerte, und Flow Traders, einem der weltweit führenden Market Maker, will AllUnity einen vollständig regulierten Euro-Stablecoin emittieren und damit die Entwicklung der On-Chain-Wirtschaft vorantreiben.
In den vergangenen Jahren haben die Blockchain-Technologie und die Tokenisierung von Vermögenswerten und Geld zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die tokenisierte Wirtschaft verspricht, die Effizienz der Finanzmärkte zu steigern – insbesondere durch schlankere Prozesse am Kapitalmarkt. Zudem ermöglicht sie neue Anwendungen wie native Programmierbarkeit, verbesserte Prüfbarkeit und nahezu sofortige Abwicklung in Zug-um-Zug-Transaktionen. Unter den verschiedenen Anwendungsfällen hat sich die Tokenisierung von Geld als führend herauskristallisiert – gemessen an Marktkapitalisierung, Handelsvolumen und Nutzerinteresse. Besonders die Ausgabe von Fiat-Währungen auf Blockchains steht dabei im Fokus.
Stablecoins: Das Geld der tokenisierten Wirtschaft
Stablecoins sind Kryptowerte, deren Preis an einen Referenzwert wie eine Währung, einen Rohstoff oder ein Finanzinstrument gekoppelt ist. An Fiat-Währungen gebundene Stablecoins bieten Nutzern ein sicheres und wertstabiles Zahlungsmittel für Transaktionen in Blockchain-Ökosystemen. Um die Wertstabilität zu gewährleisten, kommen verschiedene Mechanismen zum Einsatz. Am erfolgreichsten hat sich bisher die Hinterlegung mit hochliquiden Assets (HQLA) erwiesen. Andere Stablecoins sind durch Kryptowährungen besichert oder setzen auf Algorithmen zur Werterhaltung. Letzteren mangelte es in der Vergangenheit jedoch an Stabilität.
Im Gegensatz zu volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether zielen Stablecoins darauf ab, ein zuverlässiges Zahlungsmittel, eine stabile Recheneinheit und ein sicheres Wertaufbewahrungsmittel im Blockchain-Ökosystem zu sein. Fiat-besicherte Stablecoins wie AllUnity erreichen Stabilität durch die Unterlegung mit Fiat-Währungen (Euro) und entsprechenden Euro-denominierten HQLA. Für jeden ausgegebenen Stablecoin garantiert AllUnity, dass ein entsprechender Betrag bei Geschäftsbanken hinterlegt oder in HQLA investiert wird. Ziel ist es, Nutzern jederzeit die Möglichkeit zu geben, ihre Stablecoins zum Nennwert gegen die zugrundeliegende Fiat-Währung einzutauschen.
Der globale Stablecoin-Markt hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet. Die Marktkapitalisierung stieg von 4,6 Milliarden Euro Ende 2019 auf 152 Milliarden Euro im Oktober 2024. Bisher dominieren US-Dollar-Stablecoins den Markt mit einem Anteil von mehr als 99,5 Prozent der Gesamtkapitalisierung. Sie profitierten von ihrer Vorreiterrolle und konnten durch Netzwerkeffekte Liquidität und Vertrauen aufbauen, was ihre Dominanz festigte. Der Euro-Stablecoin-Markt ist dagegen mit einem Umlaufvolumen von etwa 230 Millionen Euro noch vergleichsweise klein.
Traditionelle Finanzanwendungen und der Markt für Euro-Stablecoins
Anfänglich dienten Stablecoins hauptsächlich der Erleichterung von Kryptowährungs-Transaktionen auf zentralen und dezentralen Plattformen. Sie wurden zur Preisangabe von Handelspaarungen an Börsen genutzt und ermöglichten Anlegern, passive Erträge im Bereich der dezentralen Finanzdienstleistungen (DeFi) zu erzielen. Mittlerweile haben sich Stablecoins als Grundpfeiler der Kryptomärkte etabliert. Sie fungieren als primäres Abwicklungs-Asset, wichtige Liquiditätsquelle und Brücke zwischen traditionellen Finanzsystemen und Kryptomärkten. Mittel- bis langfristig bieten Stablecoins erhebliches Potenzial für breitere Anwendungen im klassischen Finanzwesen. Als „ständig verfügbares“ Geld ermöglichen sie auf öffentlichen Blockchains rund um die Uhr nahtlose und programmierbare globale Zahlungen und Abrechnungen in Echtzeit.
Eine aktuelle Umfrage von Castle Island Ventures und Brevan Howard Digital in fünf wichtigen Schwellenländern zeigt eine zunehmende Überschneidung zwischen Stablecoin-Nutzung und traditionellen Finanzanwendungen. Zwar bleibt der Handel mit Kryptowährungen mit 50 Prozent der häufigste Verwendungszweck, doch folgen zwei klassische Finanzanwendungen dicht dahinter: Sparen in US-Dollar (47 Prozent) und Nutzung besserer Wechselkurse (43 Prozent). Offensichtlich etablieren sich Stablecoins zunehmend auch im klassischen Finanz-Umfeld – zusätzlich zu ihrer Rolle in Kryptomärkten.
Eine Umfrage unter 2.541 Marktteilnehmern aus Brasilien, Indien, Indonesien, Nigeria und der Türkei zeigt eine Tendenz zur Nutzung von Stablecoins für realwirtschaftliche Anwendungsfälle.
MiCAR als Wegbereiter
Die Einführung der Markets-in-Crypto-Assets-Regulation (MiCAR) schafft einheitliche Marktregeln für Krypto-Assets in der EU. Dies ermöglicht AllUnity, seinen Stablecoin in einem Umfeld zunehmender regulatorischer Klarheit und verbessertem Anlegerschutz zu lancieren.
Der besondere Vorteil eines Euro-Stablecoins, der von der DWS und ihren Partnern unterstützt und (mit-)emittiert wird, liegt in der Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen, das aus der Beteiligung etablierter Finanzinstitute resultiert. Dies wird ergänzt durch die Expertise führender Partner im Bereich digitaler Vermögenswerte.
Im Vergleich zu US-Dollar-Stablecoins bietet AllUnity EU-Marktteilnehmern die Möglichkeit, mit einem Blockchain-basierten Euro zu handeln. Dies vereinfacht Ein- und Auszahlungsprozesse, eliminiert Währungsrisiken und reduziert Gegenpartei-Risiken gegenüber nicht-europäischen Akteuren. Mit der durch MiCAR geschaffenen regulatorischen Klarheit zielt AllUnity darauf ab, neue Marktchancen zu nutzen, Wachstum zu fördern und das Interesse institutioneller, unternehmerischer und privater Nutzer zu wecken.
Eurobasierte Stablecoins haben Potential
Stablecoins haben sich als fundamentale Bausteine der tokenisierten Ökonomie etabliert. Sie bieten Liquidität, Stabilität und eine Brücke zwischen traditionellen und digitalen Märkten. Der Euro-Stablecoin AllUnity, unterstützt von der DWS und ihren Partnern, zielt darauf ab, das bestehende Ungleichgewicht im US-Dollar-dominierten Stablecoin-Markt auszugleichen und eine vertrauenswürdige, regulierungskonforme Alternative in der EU zu bieten.
Mit der durch MiCAR geschaffenen Rechtsklarheit können Stablecoins wie AllUnity Wachstum und Akzeptanz fördern, indem sie eine nahtlose, eurobasierte Lösung für institutionelle und private Nutzer bereitstellen. Diese Entwicklung hat das Potenzial, die Markteffizienz zu verbessern und digitale Vermögenswerte in den kommenden Jahren weiter in das traditionelle Finanzökosystem zu integrieren.
Dr. Alexander Bechtel
Dr. Alexander Bechtel ist Koautor des Beitrags. Er ist Head of Digital Product Strategy bei der DWS und verantwortet deren Digitalstrategie. Er hat an der Universität St. Gallen und Stanford University promoviert und in unterschiedlichen Rollen im Bereich Geldmarkt und digitale Währungen bei der EZB und der Deutschen Bank gearbeitet.