7 Stellschrauben für den Zahlungsverkehr im Jahr 2035

Wie Banken ihre Rolle im digitalen Ökosystem neu finden

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Wie sieht Bezahlen im Jahr 2035 aus? Zwischen digitaler Innovation und der Sehnsucht nach Kontrolle müssen Banken ihre Rolle im vernetzten Zahlungsökosystem neu definieren. Wer die Zukunft gestalten will, muss heute mutige Entscheidungen treffen.

Zahlungsverkehr zwischen Bargeldliebe und digitalem Aufbruch

Der Zahlungsverkehr im Jahr 2035 wird unsichtbar, vernetzt und vertrauensvoll.

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Während an deutschen Supermarktkassen längst kontaktlos gezahlt wird, bleibt das Portemonnaie für viele Menschen ein Symbol der Kontrolle und Sicherheit. Die aktuelle Diskussion um den digitalen Euro zeigt: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs ist nicht nur eine Frage der Technologie – sondern auch des Vertrauens. In kaum einem anderen Land ist die emotionale Bindung an Bargeld so stark wie in Deutschland. Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung mit hoher Geschwindigkeit voran: Wallets, biometrische Authentifizierung, Echtzeitüberweisungen und Embedded Payments verändern, wie wir bezahlen – und wie wir über Geld denken.

Diese Gleichzeitigkeit von Fortschritt und Verunsicherung prägt nicht nur das Konsumverhalten, sondern stellt Banken, Sparkassen und FinTechs vor grundlegende strategische Fragen: Welche Rolle werden sie in zehn Jahren spielen? Wie können sie sich in einem zunehmend fragmentierten, aber global vernetzten Zahlungsökosystem behaupten? Und was bedeutet das für ihre technologische, organisatorische und kulturelle Ausrichtung?

Wir bei Mastercard erleben diese Transformation aus nächster Nähe – im Dialog mit Finanzinstituten, Technologiepartnern und Regulierungsbehörden. Deshalb möchte ich einen Blick nach vorn werfen: auf die Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Chancen, die den Zahlungsverkehr der Zukunft prägen werden.

Neue Spielregeln: Wie sich Markt und Wettbewerb bis 2035 verändern

Die Transformation des Zahlungsverkehrs ist kein fernes Szenario – sie entwickelt sich bereits heute. Viele der technologischen, regulatorischen und strukturellen Veränderungen, die den Zahlungsverkehr bis 2035 prägen werden, sind längst angestoßen. Digitale Identitäten, Echtzeitüberweisungen, Wallets und Embedded Payments sind keine Visionen mehr, sondern Teil einer Entwicklung, die sich zunehmend beschleunigt.

Bis 2035 wird die Digitalisierung nahezu alle Lebensbereiche durchdrungen haben.  Interoperabilität muss das langfristige Ziel sein und dürfte in einem Jahrzehnt zur Realität werden: Zahlungen über Landesgrenzen hinweg erfolgen in Echtzeit, unterstützt durch multilaterale Netzwerke und standardisierte Schnittstellen. Was heute noch als Innovation gilt, wird morgen zur Erwartungshaltung.

Gleichzeitig wird der Wettbewerb intensiver. Neben klassischen Banken und FinTechs treten zunehmend auch große Plattformunternehmen, Telekommunikationsanbieter und Einzelhändler mit eigenen Zahlungslösungen auf. Apple Pay, Google Pay oder Amazon Pay sind heute etablierte Alternativen im Alltag vieler Verbraucher. Und auch der Einzelhandel wird aktiv – etwa mit integrierten Wallets oder App-basierten Bezahlfunktionen.

Die Geschichte zeigt, dass Isolation, Abgrenzung und das Bauen von Mauern keinen Erfolg hat. Mastercard begegnet dem Wettbewerbsumfeld daher mit gezielter Kooperation: So entstehen etwa durch Partnerschaften mit der Deutschen Bank (Open Banking) oder mit dem Commerce-Technologieanbieter FreedomPay neue Lösungen, die grenzüberschreitende Zahlungen vereinfachen und auch für international tätige Händler in Europa und Deutschland relevant sind.

Vom Zahlungsdienstleister zur Plattform: Die Zukunft der Finanzinstitute

Die Rolle von Finanzdienstleistern im Zahlungsverkehr wird sich dabei grundlegend verändern. Wer in zehn Jahren noch erfolgreich sein will, muss sich von der klassischen Funktion des Transaktionsverarbeiters lösen und zum Anbieter ganzheitlicher Plattformlösungen entwickeln. Der Zahlungsverkehr wird nicht mehr als isolierter Prozess-Schritt betrachtet, sondern als integraler Bestandteil einer längeren Wertschöpfungskette.

Finanzinstitute werden zunehmend zu Orchestratoren, die Mehrwertdienste rund um den Zahlungsverkehr anbieten – etwa Identitätsmanagement, Betrugsprävention oder datenbasierte Kundenservices. Diese Dienste sind nicht nur Ergänzungen, sondern zentrale Elemente einer neuen Kundenerwartung: Sicherheit, Geschwindigkeit und Personalisierung werden vorausgesetzt.

Zugleich ist eine neue Offenheit für Partnerschaften notwendig. Kein Institut wird die Komplexität des künftigen Zahlungsökosystems allein beherrschen können. Strategische Allianzen – etwa mit Technologieanbietern, RegTechs, FinTechs oder anderen Banken – werden zum Erfolgsfaktor. Die Fähigkeit, sich in dynamischen Netzwerken zu bewegen und gemeinsam mit Partnern Innovationen zu entwickeln, wird entscheidend sein.

Diese Transformation ist anspruchsvoll – sie betrifft nicht nur Technologie und Prozesse, sondern auch die Kultur innerhalb der Institute. Offenheit, Agilität und ein klarer Fokus auf den Kundennutzen müssen zur Selbstverständlichkeit werden.

Sieben Stellschrauben für den Wandel

Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs bis 2035 folgt klaren technologischen und gesellschaftlichen Mustern, die bereits heute erkennbar sind. Als globaler Akteur im Zahlungsverkehr beobachtet Mastercard diese Entwicklungen kontinuierlich und systematisch. Der aktuelle Signals Report identifiziert sieben zentrale Trends, die den Wandel prägen werden. Dies sind keine theoretischen Szenarien, sondern bereits stattfindende Veränderungen und Entwicklungen in unterschiedlichen Reifegraden.

Die sieben Trends zeigen: Der Wandel ist nicht nur technologisch, sondern auch strukturell. Er betrifft die Art und Weise, wie Zahlungsverkehr gedacht, gestaltet und eingebettet wird – in Geschäftsmodelle, in Kundenerlebnisse, in gesellschaftliche Prozesse.

1. Globale Interoperabilität wird zum Standard

Echtzeit-Zahlungen und offene Schnittstellen ermöglichen grenzüberschreitende Transaktionen ohne Medienbrüche – eine Voraussetzung für vernetzte Ökosysteme. So arbeitet das chinesische Onlinebezahlsystem Alipay beispielsweise bereits mit Mastercard zusammen und ermöglicht Zahlungen überall dort, wo Alipay nicht akzeptiert wird.

2. Digitale Identitäten verbessern den Zahlungsverkehr

Digitale Identitäten tragen dazu bei, den Zahlungsverkehr, wie er heute besteht, zu verbessern. Ein Beispiel hierfür ist Zahlung und Altersverifikation in einem einfachen Schritt oder indem andere Identitätsmerkmale mit der Zahlung verbunden werden.  Das kann bei besonders hohen Beträgen für Händler eine nützliche Information in der Betrugsprävention sein

3. Wallets entwickeln sich zu mobilen, digitalen Kommandozentralen

Wallets bündeln Zahlungen, Identität, Kundenbindungsprogramme (Loyalty), Gesundheitsdaten und weitere Services– zunehmend personalisiert und interoperabel. Super-Apps wie Alipay und WeChat bieten bereits umfassende Dienstleistungen von Transport über Essenslieferungen bis hin zu sozialen Netzwerken an. Voraussetzung hierfür ist, dass der Verbraucher Vertrauen in diese Dienste hat.

4. Embedded Payments machen Zahlungen unsichtbar

Embedded Payments machen Zahlungen im B2B-Bereich unsichtbar: Sie werden direkt in Geschäftsprozesse integriert, etwa in Einkaufs- oder ERP-Systeme, und automatisieren Abläufe wie den indirekten Einkauf oder Lieferkettenfinanzierung. Damit wird der Prozess dorthin verlagert, wo er ausgeführt wird, und bietet trotzdem eine zentrale Steuerung. Beispielsweise hat Mastercard sich mit Remedinet zusammengeschlossen, um virtuelle Karten als B2B-Zahlungsmethode im Gesundheitswesen anzubieten: So werden Zahlungen etwa von Versicherer an Leistungserbringer einfacher und sicherer. Weitere Anwendungsfälle finden sich im dezentralen Einkauf, dem Reisemanagement, dem Event-Management und Großhandel.

5. Proaktive Betrugserkennung durch KI

Proaktive Betrugserkennung wird durch KI zur neuen Norm: Sicherheitsmechanismen agieren nicht mehr reaktiv, sondern antizipieren Risiken auf Basis von Echtzeitdaten. So wird unsere Lösung (sog. Consumer Fraud Risk) zur Erkennung von Verbraucherbetrug bereits im großen Maßstab im Vereinigten Königreich eingesetzt und hat dazu beigetragen, Authorised Push Payment-Betrug (APP) um über 12 % zu reduzieren. Seit dem Start hat der Dienst die Marke von 5 Milliarden Anfragen überschritten.

6. Personalisierte Checkout-Erlebnisse schaffen neue Kundennähe

Personalisierte Checkout-Erlebnisse entstehen durch die Kombination von Akzeptanztechnologien (z. B. Tap on Phone) und datengetriebenen Insights – und schaffen neue Nähe zum Kunden beim Bezahlvorgang, online wie stationär. Dazu zählt auch der Wegfall von Warteschlangen in Geschäften, wie es beispielsweise die „Just Walk Out Stores“ von Amazon vormachen: Ultrabreitband-Technologien und sensorbasierte Umgebungen ermöglichen das Bezahlen auf Basis von Nähe und kassenlose Geschäfte.

7. Strategische Allianzen formen neue Zahlungsökosysteme

Strategische Allianzen formen die Zahlungsökosysteme der Zukunft: Kooperationen zwischen Finanzinstituten, FinTechs und öffentlichen Akteuren ermöglichen inklusive, skalierbare Lösungen. Ein Beispiel hierfür ist Monite, ein Partner aus Mastercards Start-Up Förderungsprogramm Start Path. Es bietet kleinen und mittleren Unternehmen eine Möglichkeit, Zahlungs- und Finanzanwendungen in ihre bestehenden Systeme zu integrieren.

Die eigentliche Herausforderung: Transformation statt Technologie

Wenn wir über die Zukunft des Zahlungsverkehrs sprechen, liegt der Fokus oft auf technologischen Innovationen – auf B2B Integrationen, KI-gestützter Betrugsprävention oder digitalen Identitäten. Doch die größte Herausforderung liegt nicht in der Technologie. Sie liegt in der Fähigkeit, sich als Organisation zu verändern.

Für viele Finanzinstitute bedeutet der Wandel einen tiefgreifenden Transformationsprozess. Es geht nicht nur darum, neue Systeme einzuführen oder Schnittstellen zu öffnen. Es geht darum, bestehende Strukturen, Prozesse und Denkweisen grundlegend zu hinterfragen. Die Geschwindigkeit, mit der sich Märkte, Kundenbedürfnisse und regulatorische Anforderungen verändern, verlangt nach einer neuen Form von Agilität – strategisch, technologisch und kulturell.

Ein zentrales Spannungsfeld entsteht dabei zwischen Innovationsdruck und regulatorischer Verantwortung. Wie lassen sich neue Lösungen schnell und nutzerzentriert entwickeln, ohne dabei Sicherheit, Datenschutz und Compliance zu gefährden? Diese Balance zu finden, wird zu einer Kernkompetenz im Zahlungsverkehr der Zukunft.

Das ist nicht nur eine Frage der regulatorischen Leitplanken. Sondern auch der ökonomischen. Innovation entsteht nur dort, wo Innovatoren angemessene Aussichten auf Gewinne haben. Ökosysteme ohne funktionierende Geschäftsmodelle scheitern.

Hinzu kommt: Vertrauen bleibt die wichtigste Währung. In einer zunehmend komplexen, digitalen Welt erwarten Kundinnen und Kunden nicht nur reibungslose Abläufe, sondern auch Transparenz, Kontrolle und Schutz ihrer Daten. Wer dieses Vertrauen gewinnt – und dauerhaft erhält – wird im Wettbewerb bestehen.

Mastercard versteht sich bei diesen Entwicklungen nicht als Anbieter einzelner Technologien, sondern als Partner in der Transformation. Als Partner mit globaler Infrastruktur, lokaler Expertise und einem klaren Ziel: Zahlungsverkehr so zu gestalten, dass er Menschen, Unternehmen und Gesellschaften stärkt.

Fazit: Banking 2035 beginnt heute

Wir kennen unsere Branche und wissen um die Dauer von Innovationszyklen. Trotz der – auch im Payments – erhöhten Innovationsgeschwindigkeit, kommt 2035 schneller als man denkt. Wer 2035 erfolgreich sein will, muss daher heute die richtigen Weichen stellen: strategisch, kulturell und partnerschaftlich.

Der Zahlungsverkehr der Zukunft wird nahtlos, sicher, global interoperabel – und weitgehend unsichtbar sein. Doch er wird nicht von selbst entstehen. Er braucht Gestalter, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Für Innovation. Für Vertrauen. Für Teilhabe.

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    Über den Autor

    Dr. Peter Robejsek

    Dr. Peter Robejsek ist Geschäftsführer bei Mastercard Deutschland. Zuvor verantwortete er das Produktmanagement für Deutschland und die Schweiz. Der Wirtschaftswissenschaftler blickt auf langjährige Erfahrung im Financial Services Sektor zurück, insbesondere im Wealth Management und in der Strategieberatung.

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