Der Fachkräftemangel betrifft fast alle Unternehmen und Branchen und wird zu einem zentralen Geschäftsrisiko. Welche innovativen Strategien können Unternehmen helfen, diese Herausforderung zu bewältigen?

Innovative Strategien zur Überwindung des Fachkräftemangels.
Bis zum Jahr 2035 könnten bis zu sieben Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen. Und dies trotz fortschreitender Automatisierung und Einsatzes neuer Technologien. Rund jede sechste Stelle wäre unbesetzt. Diesen Fachkräftemangel können wir uns nicht leisten, wenn Deutschland weiterhin wirtschaftlich erfolgreich bleiben wollen. Einer unserer wichtigsten Rohstoffe sind gut ausgebildete Menschen. Das gilt besonders für hochgradig spezialisierte Berufsfelder wie die Finanzwirtschaft. Auch die wachsenden Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz dürften daran kurzfristig nur wenig ändern.
Chancen durch Digitalisierung und KI
Die Digitalisierung und KI bieten große Chancen, wenn Unternehmen in die entsprechende Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren. Die Finanzwirtschaft kann KI in ihre Prozesse integrieren, etwa bei der Kreditvergabe oder in der Kundenbetreuung durch Chatbots.
Dennoch wird KI den Fachkräftemangel in der Finanzwirtschaft allein nicht lösen können. In Bereichen wie der individuellen Beratung, etwa bei der Immobilienfinanzierung, der Altersvorsorge oder dem Versicherungsbedarf, bleiben menschliche Interaktionen unverzichtbar.
Sechs Wege, wie Unternehmen den Fachkräftemangel meistern können
Aber wie können Unternehmen die dringend benötigten hoch qualifizierten Fachkräfte zu gewinnen? Regionale Standortvorteile sind hilfreich, reichen aber allein längst nicht aus. Unternehmen müssen mehr tun, um als Arbeitgeber herauszustechen. Was genau ist zu tun? Sechs Möglichkeiten bieten konkrete Ansatzpunkte.
1. Investitionen in ein modernes Arbeitsumfeld
Die Arbeitswelt von heute benötigt Räume, in denen Menschen gerne zusammenkommen, vernetzt und bereichsübergreifend arbeiten und gemeinsam neue Ideen entwickeln. Ein modernes Bürokonzept und erstklassige technische Ausstattung steigern die Attraktivität für bestehende Mitarbeiter, zukünftige Spitzenkräfte und den Nachwuchs.
Das war für die Haspa ein entscheidender Grund, in das neue Deutschlandhaus zu ziehen, wo erstmals alle zentralen Bereiche unter einem Dach vereint sind.
2. Ausbildung stärken und bezahlbaren Wohnraum schaffen
Unternehmen rücken die duale Berufsausbildung mit ihren Karrierechancen wieder stärker in den Fokus. In vielen Städten stellen die hohen Wohnungsmieten für junge Talente allerdings ein Hindernis dar. Deshalb ist bezahlbarer Wohnraum entscheidend, um Nachwuchskräfte anzulocken.
Die Haspa hat deshalb in Hamburg-Altona 70 Apartments für 144 Auszubildende und dual Studierende errichtet. Das Projekt „Young Urban Living by Haspa“, Projekt, welches gemeinsam mit der Stadt realisiert wurde, trägt zur Stärkung des Ausbildungsstandorts Hamburg bei.
3. Entwicklungschancen und Karrierewege aufzeigen
Entwicklungschancen und spannende Karrierepfade zählen zu den wichtigsten Faktoren, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden. Stipendien, individuelle Entwicklungsprogramme und lebenslanges Lernen fördern die Bindung und Motivation der Mitarbeiter – denn Arbeitskräftebindung ist das neue Recruiting.
4. Das Potential von Quereinsteigern nutzen
Arbeitskräfte aus anderen Branchen bringen oft neue Perspektiven, Flexibilität, Lernbereitschaft und Mut zur Veränderung mit. Bei Bewerbungen fallen sie aber noch häufig durch das Raster – eine vertane Chance, gute Mitarbeiter zu rekrutieren. So können etwa Mitarbeiter aus der Hotellerie, Gastronomie und dem Einzelhandel mit ihrer starken Serviceorientierung punkten und so die Kunden der Finanzwirtschaft begeistern.
5. Kriegsflüchtlingen eine Chance geben
Flüchtlinge können ebenfalls einen wertvollen Beitrag leisten, den Fachkräftemangel zu lindern. So stellt die Haspa bereits seit einigen Jahren Flüchtlinge aus der Ukraine ein und fördert so die Arbeitsmarktintegration. Mehrere von ihnen haben inzwischen eine Festanstellung. Dies bereichert nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Hamburger Wirtschaft.
6. Erwerbstätigkeit von Frauen fördern
Ein ungenutztes Potenzial liegt in der höheren Erwerbstätigkeit von Frauen. Bessere Rahmenbedingungen wie individuelle Teilzeitmodelle und Jobsharing auch in Leitungspositionen können dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mindern.
In der heutigen Zeit gibt es kaum ein wichtigeres Investment als die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Dies sichert die Zukunft der Unternehmen und erhöht sowohl die Bewerberzahlen als auch eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter. So lassen sich mit etwas Anstrengung auch sämtliche Ausbildungsplätze im Unternehmen besetzen. Eine gute Basis für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
Der Beitrag ist Teil des Jahrbuchs 2024/25 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier direkt herunterladen.