Deutsche Banken glänzen mit der höchsten Eigenkapitalrendite seit 15 Jahren – doch wie schneiden sie im internationalen Vergleich ab? Und welche Herausforderungen bleiben trotz steigender Zinsüberschüsse bestehen? Eine aktuelle Studie liefert spannende Einblicke.

Drei Stellhebel zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der deutschen Banken.
Zum vierten Mal in Folge haben Deutschlands Banken ihre durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern gesteigert. Mit 6,1 Prozent erreichte sie 2023 den höchsten Wert seit fünfzehn Jahren. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte die Normalisierung des Zinsumfelds. Die rasche Folge der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) erleichterte es der Branche, ihre Zinsüberschüsse signifikant zu erhöhen.
Das zeigt eine Studie der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company zur Lage der deutschen Kreditwirtschaft. Diese analysiert die Bilanz- und GuV-Strukturen der deutschen Kreditinstitute. Grundlagen der Analyse sind Zeitreihen der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Datenbanken von Dun & Bradstreet und S&P Global. Der Zuschnitt der Institutsgruppen orientiert sich an der Klassifizierung der Deutschen Bundesbank. Die Studie enthält auch Empfehlungen, wie deutsche Banken und Sparkassen die nach wie vor bestehende Renditelücke zum internationalen Wettbewerb schließen können.
Alle Institutsgruppen mit Renditeanstieg
Erstmals seit langer Zeit konnten alle elf deutschen Institutsgruppen ihre durchschnittliche Eigenkapitalrendite steigern. Die Cost-Income-Ratio konnte auf 59 Prozent verbessert werden, einen Wert, den die Branche zuletzt 1983 erreichte.
Besonders ertragsstark waren erneut die Privatbanken mit einer Rendite in Höhe von 11,1 Prozent. Im Ranking folgen die genossenschaftliche Zentralbank mit 8,3 Prozent sowie die drei Großbanken mit 7,4 Prozent. Diese Institutsgruppen erwirtschaften inzwischen Renditen, die über oder nahe den durchschnittlichen Eigenkapitalkosten in Höhe von rund 8 bis 10 Prozent liegen.
Aufholbedarf im internationalen Vergleich
Den Aufholbedarf unterstreicht ein Vergleich mit den Renditen von Wettbewerbern in der Euro-Zone und in Nordamerika. Danach lag die Eigenkapitalrendite der Banken in wichtigen Euro-Staaten im vergangenen Jahr im Durchschnitt bei 8,7 Prozent, nordamerikanische Häuser erwirtschaften sogar 10,1 Prozent.
Im fragmentierten deutschen Markt ist es der Studie zufolge schwieriger, auskömmliche Margen durchzusetzen. Der deutlich höhere Zinsüberschuss verdeckt zudem, dass die Provisionsüberschüsse stagnieren und die Verwaltungskosten unverändert steigen.
3 Stellhebel zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
Deutschlands Banken müssen ihre Transformation intensivieren, die Kosten nachhaltig senken und ihre Ertragsquellen stärker diversifizieren. – Jens Oesterle, Bain
Die Studie identifiziert drei Stellhebel, mit denen deutsche Banken ihre Wirtschaftlichkeit verbessern und so im internationalen Wettbewerb aufholen können:
- Optimierte Kapitalallokation,
- Operative Exzellenz,
- Organisches und anorganisches Wachstum.
Kapitalallokation, operative Exzellenz sowie Wachstum und Bewertung sind die wichtigsten Stellhebel für die Aufholjagd von Deutschlands Banken.
1. Optimierte Kapitalallokation
Während die Institute im Euro-Raum in den vergangenen zehn Jahren ihre Kapitaleffizienz um 13 Prozent verbessern konnten, beschränkt sich der Zuwachs hierzulande auf lediglich 4 Prozent. Eine optimierte Kapitalallokation steht bei vielen Banken in Deutschland nicht so sehr im Fokus. In der Folge ist zu viel Kapital in nicht-strategischen Geschäftsfeldern gebunden und zu selten wird der Kapitalumschlag beispielsweise durch die Verbriefung von Krediten erhöht.
Deutsche Banken müssen daher ihr Kapital effizienter einsetzen, um ihre Eigenkapitalrendite um bis zu drei Prozentpunkte zu erhöhen. Dies erfordert eine stärkere Fokussierung auf das Kerngeschäft und den Rückzug aus weniger profitablen Segmenten. Besonders Großbanken profitieren von dieser Konzentration, während kleinere Institute häufig unter fehlenden Skaleneffekten leiden.
2. Operative Exzellenz,
Die Senkung der Cost-Income-Ratio auf ein 40-Jahres-Tief zeigt Fortschritte, dennoch besteht weiteres Potenzial. Durch die Reduktion von Komplexität, Automatisierung manueller Prozesse und die Optimierung der End-to-End-Prozesse könnten Banken ihre Eigenkapitalrendite um zusätzliche zwei bis drei Prozentpunkte steigern. Besonders digitale Dienstleistungen, die schnell und unkompliziert bereitgestellt werden, erhöhen die Kundenbindung.
3. Organisches und anorganisches Wachstum
Einen Schwerpunkt der diesjährigen Studie bilden die Möglichkeiten und Voraussetzungen einer stärkeren Konsolidierung des fragmentierten deutschen Marktes. Derzeit verringert sich die Zahl der Institute um gut 4 Prozent pro Jahr. Da vor allem kleinere Institute betroffen sind, wirkt sich dies kaum auf die Rentabilität der Gesamtbranche aus. Größere und eventuell auch grenzüberschreitende Transaktionen hätten dagegen spürbare Auswirkungen auf die Profitabilität.
Deutsche Banken sollten sowohl durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder (organisch) als auch durch Fusionen und Übernahmen (anorganisch) wachsen. Fusionen können dabei helfen, Skaleneffekte zu nutzen und die Fragmentierung des Marktes zu überwinden. Gleichzeitig erlaubt organisches Wachstum die Erweiterung der Kundenbasis und die Stärkung der Marktposition. Beide Ansätze zusammen können die Eigenkapitalrendite um mehrere Prozentpunkte steigern und den Abstand zur internationalen Konkurrenz verringern.
Zweistellige Renditen sind möglich
Die Umsetzung dieser Maßnahmen könnte die Eigenkapitalrendite deutscher Banken um bis zu acht Prozentpunkte erhöhen, sodass trotz eines möglicherweise wieder sinkenden Zinsniveaus zweistellige Renditen erreichbar sind. Besonders Großbanken können durch Übernahmen und Fusionen zusätzliche Synergien heben. Der Erfolg hängt jedoch von einer konsequenten und schnellen Umsetzung ab
Zweistellige Renditen sind damit auch in Zeiten rückläufiger Zinsen und höherer Risikovorsorge möglich. Die Studienautoren schätzen, dass derlei Herausforderungen die Rendite der Kreditinstitute ohne aktives Handeln mittelfristig um 1 bis 2 Prozentpunkte schmälern würden.
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