Viele Unternehmen, auch Banken und Sparkassen, leiden darunter, dass intern nebeneinander her, mitunter auch gegeneinander, gearbeitet wird. Es lohnt sich, einen Blick auf die Symptome dieses Silo Syndroms und Maßnahmen zu dessen Überwindung zu werfen.
Der Goodyear-Manager Phil Ensor prägte 1988 den Begriff „Functional Silo Syndrome“, um zu beschreiben, wie die meisten Organisationen arbeiten. Er ließ sich dabei von den hohen Getreidesilos in seiner Heimat Illinois inspirieren, die ihn daran erinnerten, wie Abteilungen, Bereiche und Regionen in Unternehmen oft funktionieren: fragmentiert und isoliert.
Das „Silo-Syndrom“ beschreibt eine Situation, in der Abteilungen, Teams oder Geschäftsbereiche in Unternehmen isoliert nebeneinander her arbeiten, anstatt kooperativ zusammenzuarbeiten. Dies führt zu ineffizienten Prozessen, schlechter Kommunikation und suboptimalen Ergebnissen.
8 Hinweise für das Silo-Syndrom
Kennzeichen, dass Ihr Unternehmen vom Silo-Syndrom befallen sein könnte sind:
1. Mangelnde Kommunikation zwischen Abteilungen
- Informationen werden nicht geteilt oder zurückgehalten, was zu Wissenslücken führt.
- Teams sind nicht über die Aktivitäten anderer Abteilungen informiert, wodurch Redundanzen oder Konflikte entstehen.
2. Fokus auf Abteilungsziele statt auf Unternehmensziele
- Jede Abteilung priorisiert ihre eigenen KPIs, auch wenn diese im Widerspruch zu den übergeordneten Zielen stehen.
- Es fehlt ein gemeinsames Verständnis oder ein Gefühl der Verantwortung für den Gesamterfolg des Unternehmens.
3. Ineffiziente Prozesse
- Aufgaben oder Projekte werden doppelt bearbeitet, weil Abteilungen nicht wissen, was die andere tut.
- Projekte stagnieren, da Entscheidungen von einer Abteilung verzögert oder blockiert werden.
4. Widerstand gegen Zusammenarbeit
- Eine „Wir-gegen-die“-Mentalität entwickelt sich zwischen Teams.
- Es gibt Misstrauen oder sogar Rivalität zwischen Abteilungen, was die Zusammenarbeit behindert.
5. Eingeschränkte Innovationskraft
- Kreative Lösungen bleiben aus, weil Ideen und Perspektiven nicht über Abteilungsgrenzen hinweg ausgetauscht werden.
- Potenziale zur Innovation gehen verloren, da die Expertise aus verschiedenen Bereichen nicht gebündelt wird.
6. Schlechte Kundenorientierung
- Der Kunde erlebt inkonsistente Kommunikation oder Dienstleistungen, weil Abteilungen nicht abgestimmt arbeiten.
- Es fehlt ein kohärentes Bild des Kunden über Abteilungsgrenzen hinweg.
7. Fehlende Flexibilität und Agilität
- Anpassungen an neue Herausforderungen oder Marktveränderungen werden erschwert, da Abteilungen schwerfällig agieren und nicht koordiniert reagieren können.
8. Geringe Mitarbeitermotivation
- Mitarbeiter fühlen sich isoliert oder in ihrer Rolle eingeschränkt, da sie keinen Zugang zu Wissen oder Ressourcen anderer Teams haben.
- Es entsteht Frustration, wenn Bemühungen nicht wertgeschätzt oder durch interne Barrieren blockiert werden.
Kunden und das Silo-Syndrom
Die „Silo“-Metapher hat sich durchgesetzt, und mit zunehmender Komplexität der Unternehmen ist es immer schwieriger geworden, das „Syndrom“ zu bändigen. Auch viele Finanzinstitute leider darunter.
Dummerweise interessieren sich Kunden nicht für Organigramme. Es ist ihnen egal, welche Abteilung für was zuständig ist. Wenn sie mit verschiedenen Teilen eines Unternehmens interagieren, sehen sie nur eine einzige Marke. Das bedeutet, dass jeder funktionale Teil eines Unternehmens eine Marketingrolle übernehmen muss, ob es ihm nun passt oder nicht.
Wie man das Silo-Syndrom überwinden kann
Das Silo-Syndrom ist nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch eine kulturelle. Lösungen erfordern einen ganzheitlichen Ansatz, der Struktur, Prozesse und Denkweisen verändert. Die folgenden 12 Maßnahmen können dabei unterstützen:
- Gemeinsame Werte und Ziele schaffen, um Zusammenarbeit zu stärken und den Kulturwandel zu fördern.
- Systeme und Prozesse einführen/harmonisieren, um Transparenz zu schaffen und den Austausch von Informationen zu erleichtern.
- Interdisziplinäre Teams zusammenstellen, die aus verschiedenen Abteilungen bestehen.
- Aktive Förderung bereichsübergreifender Zusammenarbeit durch die Führung.
- Etablierung von offenem Dialog und einer aktiven Feed-back-Kultur.
- Nutzung geeigneter Technologien zur Unterstützung von Zusammenarbeit.
- Förderung eines regelmäßigen Austauschs durch abteilungs- und bereichsübergreifende Meetings.
- Schaffung abteilungs- und bereichsübergreifender Ziele und Anreizsysteme.
- Forcierung der Internen Jobrotation und des Job-Shadowing um Arbeitsweise und Herausforderungen anderer Bereiche besser zu verstehen.
- Aufbau von Netzwerken innerhalb des Unternehmens.
- Einführung von agilen Methoden.
- Einholung einer externen Perspektive.
Zu beachten dabei ist, dass die Überwindung des Silo-Syndroms kein einmaliger Akt ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es erfordert Engagement, Offenheit und die Bereitschaft, sowohl auf individueller als auch organisatorischer Ebene Veränderungen zu akzeptieren. Unternehmenskultur und Strategie müssen dabei Hand in Hand gehen.
Letztlich sollte jedem im Unternehmen bewusst sein, dass es am Ende um den Kunden und die Erfüllung seines Bedarfs geht.