In die Rettungsboote! CEO´s, Frauen und Kinder zuerst!

Oder warum der Vorstandsvorsitzende einer Bank Panik schiebt

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Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
© Shutterstock

Angesichts der Bedrohung der klassischen Banken und Sparkassen durch die Digitalisierung und neue FinTech-Unternehmen, üben einige Bankmanager schon den Sprung ins Rettungsboot.

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Haben Sie auch schon von der Katastrophe gehört? Ja?

Es ist furchtbar. Sie können es bereits in allen Medien lesen: die FinTechs bedrohen uns klassische Banken. Wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Sie werden uns alle vernichten, das sage ich Ihnen. Diese verdammten kleinen Startups. Die machen doch eigentlich nichts anderes, als den einen oder anderen Bedarf unserer Kunden umzusetzen.

Ich bitte Sie, das kann doch jeder. Sogar wir Banken könnten das. Aber bevor wir uns einem billigen Aktionismus hingeben, überlegen wir uns eben sehr genau, ob wir ein neues Services tatsächlich anbieten wollen. In der Vergangenheit haben wir manchmal sogar so sorgfältig überlegt, dass die Kunden entnervt das Handtuch geworfen haben. Und weg war er, der Bedarf. Sehen Sie!

Dennoch, ich kann nicht umhin zuzugeben, dass diese Startups und FinTechs mit einer sagenhaften Geschwindigkeit arbeiten und ein Produkt nach dem anderen auf den Markt bringen. Das kann doch nicht rentabel sein?

Ein Rettungsboot für Bankmanager

Auf in das Rettungsboot?
© Shutterstock

Nun, bei uns zumindest funktioniert es nicht. Wir klassischen Banken haben aber auch Besseres zu tun, als uns um jeden kleinen Hype zu kümmern. Ja, Sie haben richtig gehört: das ganze Gefasel rund um die Digitalisierung ist doch bloß wieder so eine Internet-Blase, pardon: eine Digitalisierungs-Blase. Falsches Jahrtausend. Kann ja jedem passieren.

Oder?

Nun machen Sie mich bloß nicht unsicher! Ein Kollege aus Wien hat mir versichert, der Spuk sei in ein paar Jahren wieder vorbei. Dann werden unsere Kunden ihre Smartphones auf den Müll werfen und reumütig in unsere Filialen zurückkommen und darum betteln, dass wir ihnen ein Konto zur Verfügung stellen. Oder einen Kredit gewähren, oder einen Bausparvertrag verkaufen. Vielleicht auch eine Versicherung. Ich bin mir ziemlich sicher: der Ösi hat Recht! Das sitzen wir locker aus.

Aber was, wenn nicht?

Kann es sein, dass wir erfolgsverwöhnten Banker diesmal nicht aufs richtige Pferd setzen? Das wäre dann aber ziemlich uncool. Sie merken schon an meiner ausgefeilten Diktion, wie ich mich meinem potentiell jugendlichem Publikum annähere, ja? Wer braucht schon ein Smartphone, wenn er so super-spacige Sprüche wie ich auf Lager hat? Ich bin seit dreißig Jahren im Geschäft und habe schon so viele Trends kommen und gehen sehen, sodass mich diese „Digital Natives“, die allerorts zitiert werden, nicht schrecken können. Ich weiß zwar nicht genau, was Digital Natives sind, aber so wichtig können sie ja nicht sein. Hauptsache, unsere junge, heranwachsende Kundenschicht versteht uns und bleibt uns treu.

Also was bleibt von diesem digitalen Hype, frage ich Sie?

Eben: nichts! Meine verantwortlichen Manager versichern mir jedes Mal, wenn ich sie darauf anspreche, dass unsere Bank eine einzigartige, moderne, ultra-coole Social Media Strategie entwickelt hat. Eingebettet in eine noch attraktivere und noch einzigartigere und noch coolere „digital agenda“.

So, ihr FinTechs, macht mir das mal nach!

Zugegeben, ich kann mit meinem Firmencomputer weder Facebook noch Twitter nutzen (es gibt da gravierende Sicherheitsbedenken unserer IT, müssen Sie wissen), aber die Sozialen Medien werden andererseits auch gnadenlos überschätzt. Erst kürzlich habe ich gelesen, dass Facebook auch nicht mehr so hip ist, wie es einmal war. Dafür gibt es jetzt Instantgramm, oder Instagram, oder wie das Zeug heißt. Sehen Sie: ein Hype eben. Quod erat demonstrandum. Was wir brauchen, ist mehr Latein und weniger Digitalisierung!

Wir Banker haben zudem Wichtigeres zu tun, als uns Sorgen um die Zukunft zu machen. Dafür haben wir unsere Politiker. Wann verstehen die Leute endlich, dass wir zu den Märkten einen anderen Zugang haben als andere Industrien? Soll ich Ihnen mein Geheimrezept verraten, mit dem ich die meisten Innovations-Probleme löse? Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass Sie es vertraulich behandeln!

Versprochen?

Na gut, dann enthülle ich Ihnen mein Erfolgsrezept: ich kaufe lästige Konkurrenz einfach auf. Nach dem Motto: “if you can’t beat them, join them”. Clever, nicht wahr? Ich kaufe diese Startups, lasse dann meine FinTech-Beteiligungen still und leise in ihren Garagen vor sich hin werkeln und suche mir dann die besten Ideen aus, um sie umzusetzen. So macht das Leben wieder Spaß.

Wie ich dieses Konzept mit kapitalstarken Mitbewerbern wie Google oder Amazon weiterführen soll, weiß ich zwar noch nicht, aber wir werden sehen. Schön ein Problem nach dem anderen.

Wie sagte ich eingangs? Die FinTechs werden uns nichts anhaben können! Niemals. Dazu sind wir Banken noch immer viel zu mächtig und zu gut positioniert. Und wir haben fast immer eine klare Strategie, die wir unbeirrt verfolgen, wie Sie meinen eloquenten Ausführungen entnehmen können. Dabei wird das Thema Innovation sowieso überschätzt, wenn Sie mich fragen.

Ehrlich gesagt, ich kann das Wort „Innovation“ schon gar nicht mehr hören! Wären wir Banken in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht so innovativ gewesen, gäbe es heute keine Geldausgabeautomaten, kein Electronic Banking und kein kontaktloses Bezahlen mit NFC-Karten. All dies erleichtert unseren Kunden das Leben sehr. Irgendwann muss doch mal Schluss sein, oder?

Wir klassischen Banken schauen erhobenen Hauptes in eine glorreiche Zukunft! Daran glaube ich fest. Ziemlich fest, denke ich.

Und wer als Banker wirklich clever ist, hat heute schon ein Bein im Rettungsboot.

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Mehr von unserem Gastautor Michel Lemont gibt es in seinem Buch „Bankers have More Fun“ zu lesen. Garantiert nichts für humorlose Wesen.

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Sex, Schampus und Spesen: Innenansichten aus dem harten Leben der Banker
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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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